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Was mache ich eigentlich während der Meditation?

Es gibt viele verschiedene Empfehlungen und Konzepte, wie eine Meditationspraxis aussehen kann. In unserer Tradition steht die Entwicklung von Achtsamkeit und Selbsterkenntnis im Mittelpunkt. Von außen betrachtet sieht man Menschen, die 25 min unbeweglich auf ihrem Meditationsplatz verbringen, die Augen dabei offen oder auch geschlossen haltend. Im inneren Geschehen steht der Übende vor der Herausforderung, […]

Es gibt viele verschiedene Empfehlungen und Konzepte, wie eine Meditationspraxis aussehen kann. In unserer Tradition steht die Entwicklung von Achtsamkeit und Selbsterkenntnis im Mittelpunkt. Von außen betrachtet sieht man Menschen, die 25 min unbeweglich auf ihrem Meditationsplatz verbringen, die Augen dabei offen oder auch geschlossen haltend. Im inneren Geschehen steht der Übende vor der Herausforderung, wie er in dieser Zeit mit seinen Empfindungen und insbesondere den Gedanken so umgeht, dass sie an Einfluss verlieren und reines Wahrnehmen hervortritt.

Erreicht wird dies dadurch, dass zunächst der Körper zur Ruhe gebracht wird. Die Wahrnehmung richten wir dann vorzugsweise auf den Atem, da dieser als Meditationsobjekt ständig verfügbar ist. In der Zen-Meditation wird das, was um und in uns passiert, stets nur beobachtet. Wir nehmen keinen Einfluss auf die Meditationsobjekte: wenn der Atem schnell und tief ist, nehmen wir dies kommentarlos zur Kenntnis, lösen uns von dem Eindruck und beobachten weiter. Ebenso werden unweigerlich auftauchende Gedanken nur betrachtet. Sobald uns bewusst wird, dass wir vom eigentlichen Meditationsthema (z.B. beim Zählen der Atemzüge jeweils bis 10) abgekommen sind, kehren wir zu diesem zurück, ohne uns Vorwürfe zu machen oder darüber nachzusinnen, warum es uns nicht gelingt, einfach nur dazusitzen und den Atem zu betrachten (zu zählen). Nach einer gewissen Zeit der Übung fällt es leichter, in einen Zustand zu kommen, der als Zustand des „reinen Gewahrseins“ bezeichnet wird. In diesem kommt es zur Erkenntnis der wahren Natur der Phänomene, nämlich, dass sie Leid behaftet und vergänglich / bedingt sind und keinen Wesenskern besitzen. Fortgeschrittene Schüler, d. h. solche, die ihre Achtsamkeit ausreichend steuern können, erhalten in der von uns praktizierten Tradition des Rinzai-Zen vom Lehrer bestimmte Aufgaben – sogenannte Koan – die dann zum bevorzugten Meditationsthema gemacht werden. Eines der sog. Einstiegs-Koan ist z.B. die Frage „Warum scheißen die Vögel auf Buddhas Kopf?“

Zusammenfassend ist festzustellen, dass es in der Zen-Meditation nicht darum geht, eine „gute Zeit“ zu haben, um dem Alltag und evtl. Problemen entfliehen zu können. Vielmehr befasst der Übende sich ausschließlich mit sich selbst, wobei insbesondere die Koan ordentlich am Ego rütteln und Gewohntes systematisch in Frage stellen. Das kann durchaus unbequem und frustrierend sein, letztlich ist dies aber der Weg der Selbsterkenntnis. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle erwähnt, dass die durch Meditation gewonnen Erkenntnisse in den Alltag integriert werden sollen, was nochmals eine besondere Herausforderung darstellt.